Bau der ersten romanischen Kirche
Erste urkundliche Nennung der Kirche und Pfarre St. Stephan im „Mauterner Vertrag“, einem Tauschvertrag zwischen dem Babenbergerherzog Leopold IV. von Österreich und Bischof Reginmar von Passau. Für dieses Jahr wird vielfach der Baubeginn der ersten Stephanskirche angenommen.
Weihe der ersten Stephanskirche
Weihe der ersten romanischen Stephanskirche, wobei es sich vermutlich um eine Teilweihe gehandelt haben dürfte. Es ist nicht anzunehmen, dass die Kirche ob ihrer bereits beachtlichen Größe zu diesem Zeitpunkt bereits fertig gestellt war. Ob im Erdgeschoßbereich der Westanlage noch Teile dieser 1147 geweihten Kirche erhalten sind, ist unsicher. Es wird auch erstmals namentlich ein Pfarrer Eberhard erwähnt, an den die alte Erzählung über die „Eberhardslinde“ erinnert. Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts ist kein Pfarrer namentlich überliefert, was auf eine reibungslose Besetzung der Pfarre schließen lässt. Diese erste romanische Kirche lag noch außerhalb der ältesten Stadtmauer Wiens.
Bau der zweiten romanischen Kirche
Im frühen 12. Jahrhundert wird der Bau der zweiten romanischen Kirche angenommen. Die heute noch sichtbaren romanischen Teile des mächtigen Westwerks, wie der Unterbau der westlichen Heidentürme und das Hauptportal („Riesentor“) der Domkirche, gehören im Wesentlichen dieser Zeit an.
Stadtbrand
Beschädigung von St. Stephan durch einen Stadtbrand, wobei das Ausmaß der Zerstörung nicht bekannt ist. Die bereits 1263 erfolgte Wiedereinweihung der Stephanskirche nach dem Brand lässt vermuten, dass nur geringe Schäden zu verzeichnen waren.
Errichtung der gotischen Chorhalle
Im Jahre 1300 berichtet der Chronist des Stiftes Zwettl, dass die Bürger den Chor ihrer Pfarrkirche erweitern wollen. Für diese Vorhaben musste ein Haus an der Ostseite der Stephanskirche erworben werden, welches dem neuen Bauvorhaben im Wege stand. Der Abschluss der Kaufverhandlungen fällt in das Jahr 1304. Dieses Jahr wird als Baubeginn des neuen gotischen Chores angenommen.
Weihe des neuen Chores
Am 23. April 1340, den ersten Sonntag nach Ostern, erfolgte die Weihe der neuen gotischen Chorhalle durch Bischof Albert von Passau. Aus den Wappen einzelner Glasmalereizyklen, die leider nur fragmentiert erhalten sind, lässt sich schließen, dass diese teilweise auch herzögliche Stiftungen gewesen sind. Deshalb scheint trotz der städtisch-bürgerlichen Stiftung auch die Bezeichnung „Albertinischer Chor“, benannt nach Herzog Albrecht II., auf. Vorbild für diesen Hallenchor dürfte der Chor der Zisterzienser-Abteikirche von Heiligenkreuz im Wienerwald gewesen sein, der einige Jahrzehnte davor entstand.
Gründung des Allerheiligen-Kapitels
In dieses Jahr fällt die Gründung des Allerheiligen-Kapitels (heute Domkapitel) durch Herzog Rudolf IV., der „Stifter“, als Verwaltungsinstitution zur Erlangung der Unabhängigkeit vom Bistum Passau. Herzog Rudolf war am Allerheiligentag des Jahres 1339 in der Burg in Wien geboren, gründete zunächst diese Allerheiligen-Kapitel für die Hofburgkapelle, und ließ es dann auf die Westempore der Stephanskirche übertragen. Damit war die Vorraussetzung für ein künftiges Domkapitel und ein selbständiges Bistum geschaffen worden. Das Domkapitel trägt die Obsorge für die Verwaltung der Domkirche und besteht heute aus zwölf Priestern.
Vollendung des Südturmes
Unter Baumeister Hans Prachatitz wurde im Jahr 1433 der Südturm (eigentlicher Name ist „Stephansturm“) vollendet. Dieser Hochturm ist mit seiner Turmbekrönung 136,4 Meter hoch und galt mit seiner Fertigstellung als der höchste Kirchturm Europas.
Beginn des Nordturmes
Der Bau des Nordturmes (eigentlicher Name ist „Adlerturm“) folgte dem ursprünglichen Zweiturmkonzept Rudolfs IV., weshalb 1450 unter Kaiser Friedrich III. das dafür notwendige Fundament geschaffen wurde. Erst 17 Jahre später wurde der erste Grundstein gelegt.
Wien wird Bischofssitz
Erst unter Kaiser Friedrich III. gelang es 1469 von Papst Paul II. die Bulle „In suprema dignitatis specula“ zu erwirken, die die Errichtung eines Bischofssitzes in Wien ermöglichte. Das neue Bistum umfasste ursprünglich nur das Stadtgebiet von Wien und reicht im Süden bis Mödling. Dennoch galt die Diözese als arm, weshalb der erste Bischof von Wien, Leo von Spaur, sein Amt vermutlich nie ausübte und das Bistum bis zum Jahre 1513 nur von Administratoren verwaltet wurde. Erst Bischof Slatkonia residierte tatsächlich in Wien.
Der unvollendete Nordturm
Der Bau des Nordturmes wird eingestellt. Ursache dafür war neben der Reformation die immer näher rückende Türkengefahr, die den Ausbau der Stadtbefestigung vordringlich machte. So trägt die letzte eingesetzte Steinschar des Nordturmes die Jahreszahl 1511.
Errichtung der Renaissancehaube
Als krönender Abschluss wurde dem unvollendeten Nordturm im Jahre 1578 eine kuppelige Haube aufgesetzt. Dort ist heute die große Glocke der Domkirche, die „Pummerin“, mit einem Gesamtgewicht von über 21 Tonnen zu bewundern.
Weihe des barocken Hochaltares
Der Hochaltar wurde im Auftrag von Fürstbischof Phillip Friedrich Graf Breuner von Johann Jakob Pock und seinem Bruder Tobias Pock geschaffen. Er ist ein Beispiel frühbarocker Altarbaukunst, besteht vorwiegend aus schwarzem polnischen Marmor und nimmt nahezu die gesamte Höhe des gotischen Chorraumes ein. Das Altarbild zeigt die Steinigung des hl. Stephanus. Die Weihe erfolgte am 19. Mai 1647. Zur Vollendung des Altares spendete Fürstbischof Breuner der Domkirche auch einen prunkvollen Ornat, der am Festtag des hl. Stephanus (26. Dezember) alljährlich verwendet wird. Dieser „Breuner-Ornat“ gehört zu den bedeutendsten frühbarocken Ornaten.
Pummerin
Der Guß der größten Glocke Österreichs, der „Pummerin“, geschah durch Johann Achammer im Jahre 1711. Sie wurde im Südturm aufgezogen und erstmals am 26.1.1712 geläutet. Am 12. April 1945 fiel die Glocke beim Dombrand herab und wurde zerstört. Der Neuguß erfolgte 1951 in Sankt Florian (Oberösterreich). Seit Oktober 1957 hängt die „Pummerin“ im Nordturm. Ihr Gewicht beträgt 21.110 Kilogramm.
St. Stephan wird Metropolitankirche
Nach den großen Siegen des Prinzen Eugen war der Plan entstanden, der Residenzstadt Wien die gebührende Würde eine Erzbistums zu verschaffe. Mit der Bulle „Suprema dispositione“ vom 1. Juni 1722 wurde unter Papst Innozenz XIII. das Erzbistum Wien schließlich errichtet. Damit erhob der Papst St. Stephan zur Metropolitankirche und den Wiener Bischofssitz zum Erzbistum. Die feierliche Erhebung erfolgte erst am 24. Februar 1723. In der Stadt und Diözese Wiener Neustadt sollte der neue Erzbischof das Recht eines Metropoliten ausüben, verbunden mit allen Auszeichnungen, Privilegien und Ehren.
Katakomben
Im Jahre 1732 erfolgte die Auflassung des „St. Stephans Freidhoff“, des Friedhofes an der Domkirche. In der Folge werden die Katakomben unter dem Domplatz als unterirdische Begräbnisstätte eingerichtet.
Auflassung der innerstädtischen Friedhöfe
Ab dem 16. Jahrhundert gab es immer wieder Bemühungen, die Friedhöfe innerhalb der Stadtmauer aufzulassen. Dagegen regte sich Widerstand, weil man im Kriegsfall die Verwüstung von Grabstätten vor den Mauern befürchtete. Erst unter Joseph II. erfolgte ab 1783 die endgültige Aufhebung der innerstädtischen Friedhöfe, was auch zu einem Bestattungsverbot in den Katakomben führte.
Südturmspitze wird abgetragen
1809 hatte der Südturm durch französischen Beschuss Schaden erlitten. Die baufällige Turmspitze wurde 1860 durch Dombaumeister Leopold Ernst abgetragen und 1862-64 unter Friedrich von Schmidt in alter Steinbauweise wieder aufgebaut. Am 18. August 1864 wurden ein neues Kreuz und ein Adler mit den Initialen und dem Wahlspruch von Kaiser Franz Joseph auf die Turmspitze aufgesetzt.
Dombrand
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges löste ein Funkenflug von brennenden Häusern in der Umgebung einen Brand des gotischen hölzernen Dachstuhles aus. Dadurch kam es zum Einsturz einer Stützmauer des Chordachstuhles, die die Gewölbe des Süd- und Mittelchores durchschlug. Neben einem Großteil der Glocken wurden die Orgel, das Kaiseroratorium, das gotische Chorgestühl und eine Reihe weiterer Kunstschätze ein Raub der Flammen. Glücklicherweise war das Hochgrab Kaiser Friedrich III. im Altarraum des Südchors durch eine Ummauerung geschützt, wodurch es keinen nennenswerten Schaden erlitt.
Das neue Dach
Nach der Zerstörung des mittelalterlichen Lärchenholzdachstuhles wurde beschlossen, das dach in einer leichteren Stahlkonstruktion wiederzuerrichten. Alte Dachhöhen und Firstneigungen wurden bei der neuen Dachkonstruktion beibehalten. 1950 wurde das Dach eingedeckt und fertig gestellt.
Wiedereröffnung von St. Stephan
Am 26. April konnte die Domkirche durch Theodor Kardinal Innitzer feierlich wiedereröffnet werden, nachdem St. Stephan in nur siebenjähriger Bauzeit mit tatkräftiger finanzieller Unterstützung der Bundesländer und durch zahlreiche Spendenaktionen wieder aufgebaut wurde. Als besonderes Ereignis traf an diesem Festtag die neue Pummerin in Wien ein. Die Glocke wurde in St. Florian bei Linz neu gegossen und in einem Triumphzug nach Wien gebracht, wo sie von einer jubelnden Menschenmenge am Stephansplatz empfangen wurde. Die Glockenweihe und die anschließende Einweihung des Domes durch Kardinal Innitzer wurden zu einem unvergesslichen Fest.
Riesenorgel
Beim Dombrand am 12. April 1945 wurde auch die Domorgel auf der Westempore vom Dachstuhlbrand erfasst und innerhalb kürzester Zeit völlig vernichtet. Dadurch benötigte der Dom eine neue Orgel. Der Auftrag erging an den Orgelbauer Johann Michael Kaufmann nach finanzieller Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland. Die Weihe erfolgte am 2. Oktober 1960.
Rieger-Orgel
Aus Anlass der 650-Jahr-Feier des Albertinischen Chores wurde der Bau einer neuen Domorgel initiiert. Der Auftrag erging an die Firma Rieger, die im Jahre 1991 die Orgel errichtete.
Archäologische Untersuchungen
Unter Leitung des Bundesdenkmalamtes kam es 1996/97 zu archäologischen Grabungen im Stephansdom und zu einer baugeschichtlichen Untersuchung des Riesentores. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Domkirche brachte viele neue Erkenntnisse.
Riesenorgel
Im Herbst 2017 begannen der Abbau der Riesenorgel und der Abtransport der Orgelpfeifen zur Firma Rieger zum Zwecke der Restaurierung und Adaption. Gemäß der Planung soll die Orgel 2019 wieder aufgebaut und zu Ostern 2020 von seiner Eminenz Christoph Kardinal Schönborn geweiht werden.
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